Da macht sich der Indie-Rocker Vorband einfach mal selbst das beste Geschenk zu seinem Geburtstag: Ein neues Album.
„Manchmal verspeist du den Bären, manchmal verspeist dich der Bär“ heisst das mittlerweile vierte Album von Vorband. Hinter dem Bandnamen verbirgt sich Martin Spieß, Autor von mittlerweile sieben Büchern, Comedian – die eine Hälfte des Comedy-Duos „Das Niveau“ – und Musiker aus Hannover.
„Martin Spieß ist also so etwas wie ein retrofuturistischer Alleinunterhalter, der es schafft, die Emotionen, den Pathos und die Leidenschaft von Bands wie Tomte, Kettcar oder Tocotronic in einer einzigen, übertrieben begabten Person zu bündeln“ – mtv.de
Was passiert, wenn man den Wohlfühl-Indie hinter sich lässt und auf der anderen Seite wieder herauskommt? Manchmal verspeist du den Bären, manchmal verspeist dich der Bär von Vorband beantwortet diese Frage mit einem lachenden, einem weinenden und einem blauen Auge. Aber vor allem mit einem trotzig-traurigen: „Muss ja.“
Fünf Jahre hat es gedauert, bis der Musiker und Schriftsteller Martin Spieß – so der Name des Kopfes hinter dem Soloprojekt Vorband – sich nach seinem, wie er sagt, „obligatorischen Trennungsalbum“ Es geht so lange gut, bis einer weint wieder ins Studio gewagt hat. Dazwischen lagen zwei ambulante Therapien, ein Klinikaufenthalt, die schleichende Normalisierung rechter Tendenzen in der Gesellschaft und eine Pandemie. Spuren von alldem trägt Manchmal verspeist du den Bären und manchmal verspeist dich der Bär in sich. „Es ist das erste Album, auf dem ich fast ausschließlich politisch bin. Ich kann nicht weiter Songs schreiben, in denen es darum geht, dass man mit Kippe am Strand sitzt und Bier trinkt“, sagt Spieß. „Das erste Mal habe ich über den Tellerrand der Indie-Wohlfühlmucke geblickt.“
Mit großer Bandbesetzung – und Gastmusiker*innen unter anderem aus Los Angeles und New York, gefeatured werden der Rapper Ivoree und der Schauspieler und Hasenscheisse-Gitarrist Christian Näthe – thematisiert Spieß Rassismus, Unrecht und immer wieder seine eigene psychische Erkrankung. Und er singt davon, wie schwer es ist, unter der Last der Welt weiterzumachen. So auch in Wie Marcus gesagt hat, dem ersten Song, den Spieß nach seinem Klinikaufenthalt 2019 für sein neues Album schrieb. „Die Krankheit ist Teil von mir, dann muss sie auch Teil meiner künstlerischen Arbeit sein“, sagt Spieß.
Zum Glück gibt es, wie ein erleichternder Seufzer zwischendrin, auch den einen oder anderen Song über Freundschaft und Leichtigkeit, beispielsweise, wenn es in JHvB auf Roadtrip mit Freund*innen geht.
Hinter dem Tellerrand der Indie-Wohlfühlmucke entdeckt Spieß jedenfalls eine neue Welt. Traurig und verkommen – aber auch voller großer Gefühle und einem Optimismus, der, trotz allem, nicht totzukriegen ist. Muss ja.